Unterfranken: Wirtschaft warnt vor Gas-Embargo
Unterfrankens Wirtschaft spricht sich gegen ein Embargo von Erdgas aus Russland aus. Das teilt die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft am Mittwoch in einem Pressegespräch mit.
Man unterstütze die bislang beschlossenen Sanktionen gegen den russischen Aggressor. Ein Gas-Embargo schade unserer Wirtschaft aber mehr als Russland. Kohle und Erdöl könne man auch kurzfristig aus anderen Quellen beziehen, ein Embargo hier treffe Russland also schwer, Erdgas hingegen sei kurzfristig nicht zu ersetzen.
Zwar gibt es Alternativen zum Pipeline-Gas aus Russland, beispielsweise verflüssigtes Gas (LNG). Kurzfristig sei das in den benötigten Mengen aber nicht lieferbar, so Wolfgang Fieber, Vorsitzender der vbw Unterfranken.
Hier sei ein gewisser Vorlauf nötig. Fällt das Gas abrupt weg, drohe der Wirtschaft eine Versorgungslücke, sowie Schäden an zahlreichen Maschinen, die ohne Gas stillstehen würden, dafür aber nicht ausgelegt sind.
Laut einer Studie des Institutes für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wären in Mainfranken rund 18.000 Beschäftigte direkt betroffen. Sei es, weil sie in Betrieben arbeiten, die für die Produktion auf Gas angewiesen sind, beispielsweise beim Schmelzen von Aluminium. Oder weil sie als Zulieferer für solche Unternehmen arbeiten.
Allein in Stadt und Landkreis Würzburg gilt das für rund 10.000 Erwerbstätige. Das entspricht 11 Prozent aller Beschäftigten in der Region. Den Bruttowertschöpfungsverlust in Mainfranken, der den Betrieben durch ein Gasembargo entstehen könnte bemisst die Studie auf knapp 1,2 Milliarden Euro.
Es sei richtig und wichtig, sich schnellstmöglich von russischen Gaslieferungen unabhängig zu machen, ein abruptes Embargo und ein damit einhergehender Lieferstopp gefährde aber den Wohlstand und könne industrielle Strukturen dauerhaft schädigen, so Fieber.