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Mainfranken: Psyche in Corona-Zeiten - das sagen Experten

03.02.2021, 05:09 Uhr in Lokales
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Foto: Pixabay.com

Wie lange dauert die Corona-Pandemie noch? Wann wird unser Leben wieder normal sein? Das fragen sich derzeit viele Menschen und fühlen sich durch die scheinbare Aussichtslosigkeit zunehmend deprimiert und traurig. Seit sieben Wochen dauert nun der Lockdown an.Eine Studie hat gezeigt: vor allem Angstsymptome haben im Zuge der Corona-Krise zugenommen. Das bestätigt die Würzburger Psychotherapeutin Dr. Nora Walz. Vor allem jüngere Menschen litten darunter. Die Gründe für die Angststörungen seien dabei ganz unterschiedlich: einige hätten Angst um die Gesundheit ihrer Familie und Angehörigen oder um die Sicherheit des Jobs. Über die Hälfte der Befragten machte sich Sorgen um die wirtschaftliche Stabilität des Landes. Auch das Verhalten der Bevölkerung mache vielen Angst - zum Beispiel, dass es viele Gegenbewegungen und Corona-Gegner gebe. Laut Walz hat der Corona-Koller, den viele gerade fühlen, den Grund, dass der Einzelne keine Kontrolle über die aktuelle Situation hat. Das sei belastender, als sein Schicksal selbst in die Hand nehmen zu können. Manche suchten auch - gerade in der Politik - Schuldige für die derzeitige Lage. Denn, so Walz: Schuld lässt Angst besser aushalten. Und sobald ein vermeintlich Schuldiger gefunden ist, wird die Situation besser ertragen, da dadurch ein Gefühl der Kontrolle zurückkehrt.Dass die psychische Belastung der Menschen angestiegen ist, kann auch die Telefonseelsorge in Würzburg bestätigen. Joachim Schroeter, der stellvertretende Leiter, berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von deutlich zu spürendem Frust und Erschöpfungssymptomen bei den Anrufern. Im Januar hatten zwölf Prozent der Anrufer Corona direkt angesprochen, ansonsten sind vor allem die Auswirkungen der Pandemie Gesprächsthema. Der Großteil der Anrufer, nämlich rund 30 Prozent, fühlt sich einsam, 19 Prozent sprechen über ihr körperliches Befinden - zum Beispiel über Krankheiten. 16 Prozent leiden unter depressiven Verstimmungen. Auch Beziehungen in der Familie sind für die Anrufer ein Thema. Die Telefonseelsorge ist rund um die Uhr unter der Telefonnummer 0800/1110111 oder 0800/1110222 erreichbar. Es gibt auch die Möglichkeit, mit einem Mitarbeiter zu chatten. Das geht auf der Website www.telefonseelsorge.de.Psychische Probleme sind in der Corona-Krise deutlich gestiegen - das sehen auch die Krankenkassen. Die Kaufmännische Krankenkasse KKH beispielsweise erklärt auf Anfrage, dass allein im ersten Halbjahr 2020 bundesweit rund 26.700 Krankmeldungen aus psychischen Gründen erfolgt sind - ein Plus von rund 80 Prozent.