Euro erreicht 20-Jahres-Tief
Schlechte Nachrichten für Politik und Wirtschaft: der Euro hat an der Börse weiter an Wert verloren. Zuletzt erreichte er den tiefsten Wert seit den vergangenen 20 Jahren.
Die Folgen des Euro-Werteverfalls
Für die EU ist der Wertverfall des Euros eine Katastrophe. Immerhin sorgte der günstige Kurs dafür, dass ein Großteil der importierten Waren zu günstigen Konditionen erworben werden konnte. Auch die mit dem Kursverlust einhergehende Inflation trifft die Staaten der Europäischen Union zur absoluten Unzeit. Wie drastisch der Kursverfall in den letzten Monaten ist, kann man sehen, wenn man hier klickt und mehr über den Devisenhandel lernen.
Aufgrund der, für europäische Verhältnisse, exorbitant steigenden Preise in allen Bereichen des täglichen Lebens befürchten viele Experten bereits Unruhen und gewaltsame Proteste für die anstehende Herbst- und Winterzeit.
Interessant dabei ist die Tatsache, dass vielfach eine steigende Inflation als ausgesprochener Glücksfall für Teile der EU angesehen wird. Gerade Länder, die aktuell mit einer immens hohen Verschuldung zu kämpfen haben, wie zum Beispiel Spanien, Italien oder Griechenland, haben durch eine steigende Inflation - zumindest theoretisch - die Möglichkeit, ihre Schulden schneller und in höherem Umfang abbauen zu können. Vergessen wird dabei allerdings die Tatsache, dass eine Inflation die Wirtschaft schwächt und somit auf lange Sicht auch entsprechend weniger Steuereinnahmen erzielt werden. Somit ist dann in der Regel auch nicht mehr das Geld da, um die dann bestehenden Verbindlichkeiten entsprechend auszugleichen.
Die Börse erlebt den Wertverfall des Euro - Christine Lagarde kündigt Gegenmaßnahmen an
Die Chefin der Europäischen Zentralbank kündigte schon seit einigen Wochen entsprechende Gegenmaßnahmen an, um den Euro entsprechend zu stützen. Als Folge für den erheblichen Kursverfall sah sich die Europäische Zentralbank nun sogar zu dem Schritt veranlasst, den Zins-Leitsatz drastisch anzuheben - und zwar auf stattliche 0,75%.
Ob diese Maßnahme langfristig die erwünschte Wirkung zeigt, bleibt abzuwarten. Tatsächlich kann es durchaus sein, dass aufgrund der aktuellen weltweiten Situation und der Ukraine-Krise die Inflation in Europa weiter voranschreitet. Die EZB schloss in diesem Zusammenhang in naher Zukunft weitere Maßnahmen - sollten sie nötig werden - nicht aus.
Extrem kritische Situation für die EU
Der aktuelle Wertverfall des Euros verschärft dabei die ohnehin extrem ungünstige Situation in der EU. Um zu verstehen, wo die Problematik liegt, muss man sich vor Augen halten, dass alle Länder der EU einen eigenen Finanzhaushalt haben, sich in unterschiedlichen wirtschaftlichen und politischen Situationen befinden und eine größtenteils unabhängige Fiskalpolitik betreiben.
Gleichzeitig hat aber jedes Land mit seinen Entscheidungen unmittelbar Auswirkungen auf die gesamte EU. Sollten die wirtschaftlichen und finanzpolitischen Schwierigkeiten über einen längeren Zeitraum andauern,kann es schnell zu Unruhen und Protesten innerhalb der Bevölkerung einzelner Länder kommen. Weitere Folgen wären dann politische Blockade-Haltungen oder sogar im Extremfall der Austritt aus der EU. Dass diese unwahrscheinliche Fall durchaus möglich ist, zeigte ja schon das Vereinigte Königreich. Und auch Länder wie Polen, Italien oder Ungarn könnten bei innenpolitischen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten diesen Schritt als mögliche Option sehen.
Für die Europäische Union wäre dies der absolute Katastrophenfall. Und das gilt es unter allen Umständen zu verhindern! Aus diesem Grundgedanken heraus ist die Werterhaltung des Euros die absolut oberste Priorität für die Europäische Zentralbank.