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Unterfranken: Mehr judenfeindliche Vorfälle in der Region

28.03.2023, 16:00 Uhr in Lokales
Der Davidstern als Symbol des Judentums
Foto: Pixabay.com

Es sind beiläufige Bemerkungen, Beleidigungen, mal Schriftzüge oder sogar körperliche Angriffe – Antisemitismus ist laut der bayerischen Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) zur grässlichen Normalität geworden. Auch bei uns in der Region.

In Unterfranken ist die Zahl der judenfeindlichen Vorfälle 2022 auf 58 gestiegen. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor waren es 32. Hinzu kommt wohl eine große Dunkelziffer.

Antisemitischer Vorfall in Würzburg

Ein Vorfall ereignete sich unter anderem am Würzburger Hauptbahnhof. Mit den Worten „Was für eine scheiß Judenveranstaltung, was erzählt ihr für Lügen?“ hatte ein Passant im Mai das Theaterstück „Das Tagebuch der Anne Frank“ kommentiert. Das Mainfranken Theater hatte das Stück dort vor dem Deportationsdenkmal aufgeführt.

Es blieb aber nicht bei diesem einen Vorfall: Laut RIAS wurden im Zusammenhang mit dem Theaterstück noch weitere antisemitische Störungen gemeldet.

Antisemitismus in Bayern

Laut RIAS wurden in Unterfranken bayernweit die zweitmeisten Vorfälle dokumentiert. Die meisten gab es mit Abstand in Oberbayern: Und zwar 232. Bayernweit waren es im vergangen Jahr 422 antisemitische Vorfälle, 34 weniger als 2021.

Judenhass sei dabei kein Problem, das hauptsächlich an den Rändern der Gesellschaft auftritt. Antisemitismus ist überall zu finden: Auch in der Mitte der Gesellschaft.

Bei der Hälfte der Vorkommnisse konnte die Meldestelle keinen politisch-weltanschaulichen Hintergrund erkennen. Bei den Fällen mit einem bestimmbaren politischen Hintergrund stehe an erster Stelle das verschwörungsideologische Milieu, wobei hier die Abgrenzung zum Rechtsextremismus oft schwierig sei, so die RIAS. Ein Drittel der insgesamt 422 antisemitischen Vorfälle hatten einen Corona-Bezug.

Zentralrat der Juden besorgt

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster aus Würzburg zeigt sich besorgt. Das verschwörungsideologische Milieu habe sich in der Gesellschaft festgesetzt. Jüdinnen und Juden betreffe das unmittelbar.

Dass Antisemitismus mittlerweile ein relativ niedrigschwelliges Alltagsphänomen sei, treibe ihn in hohem Maße um. Es zeige eine Geisteshaltung, die jüdisches Leben nicht zu Deutschland zählt. Dagegen gelte es sich jeden Tag einzusetzen.

Wohin wenden?

Wer selbst betroffen oder Zeuge eines antisemitischen Vorfalls geworden ist, kann sich direkt an das RIAS Bayern wenden.