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Würzburg: Gedenken zu 85 Jahre Reichspogromnacht - "NIE WIEDER wird SCHON WIEDER"

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08.11.2023, 20:00 Uhr in Lokales
Gedenken 85 Jahre Reichspogromnacht
Foto: Funkhaus Würzburg

Rund 300 Menschen haben sich Mittwochabend in Würzburg in der Domerschulstraße versammelt, um der Opfer der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zu gedenken.

85 Jahre nach der Reichspogromnacht haben die Menschen auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge den Reden von Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, Oberbürgermeister Christian Schuchardt, und Regierungsvizepräsident Jochen Lange gelauscht - und die fanden deutliche Worte.

Warnung vor ansteigendem Antisemitismus

Wir erleben gerade, wie "Nie wieder!" zu "Schon wieder" wird. Spätestens seit dem Angriff der Hamas auf Israel nimmt auch in Deutschland Antisemitismus spürbar zu. Und Bilder von vor 85 Jahren tauchen erneut auf: ein Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin, ein mit Davidstern und Beleidigung besprühtes israelisches Restaurant in Nürnberg und beschädigte Mahn- und Denkmäler.

"Es war nie wichtiger, überzeugt für unsere Demokratie und unsere Freiheit einzustehen. Sie war schon sehr lange nicht mehr einer solchen Bedrohung ausgesetzt", so Schuster.

Oberbürgermeister liest aus Tagebuch eines Juden

Christian Schuchardt griff im Anschluss die Schilderungen eines 19-jährigen jüdischen Studenten auf, der die Schrecken der Pogromnacht miterlebt und in einem Tagebuch festgehalten hatte:

Aus dem Schlaf gerissen durch das Einschlagen der Türe musste er mit ansehen, wie die komplette Einrichtung des Schlafsaals von einem wütenden Mob zerstört wurde. Stühle, Betten, Waschbecken, Möbel wurden zu einem Trümmerhaufen auf dem Boden, so die Schilderungen. Gut eine Dreiviertelstunde nach diesem Überfall und der Zerstörung der eigenen Wohnung dann die Meldung: Die Synagoge ist zerstört und geplündert.

Schuster: Pogromnacht "hat die Tore von Auschwitz geöffnet"

Die Synagoge, auf deren Gelände am Abend die Gedenkveranstaltung zum 85. Jahrestag dieser Nacht, die "die Tore von Auschwitz geöffnet hat", so Josef Schuster, stattfand.

Bei allem Mahnen und Warnen in den Reden sah der Präsident des Zentralrates der Juden am Abend aber auch durchaus etwas Positives. Er bedankte sich bei den mehreren hundert Menschen, die sich entschieden hatten zu der Veranstaltung zu kommen und ein Zeichen der Solidarität und des Zusammenhaltes in Würzburg zu setzen und sich der jüdischen Gemeinde in der Stadt zur Seite zu stellen.

Gedenkveranstaltungen und Aktionen in der ganzen Region

Anlässlich des Jahrestages werden in Würzburg wieder Stolpersteine geputzt. Ab 18 Uhr findet zuerst einen Gedenkkundgebung am QR-Code in der Eichhornstraße statt. Anschließend können die Teilnehmenden die Stolpersteine putzen und Kerzen und Blumen niederlegen.

Neue Stolpersteine werden verlegt

Am Freitag werden in Marktheidenfeld acht neue Stolpersteine verlegt – in der Oberen Gasse, der Obertorstraße und am Marktplatz. Nach einem Gedenkgottesdienst werden die Steine von Schülern verlegt. Damit finden sich in Marktheidenfeld zukünftig 20 Stolpersteine, zwölf wurden bereits im letzten Jahr verlegt.